Ich lebe mit Hypersexualität. Das ist ein Wort, das für viele Menschen wie ein Etikett klingt, wie eine Beschreibung für jemanden, der „einfach nur viel Lust“ hat oder „nicht genug bekommen kann“. Doch das greift viel zu kurz. Hypersexualität bedeutet in meinem Alltag etwas völlig anderes. Es bedeutet, dass mein Körper mich ununterbrochen zwingt, auf ihn zu hören. Dass er mich in einem Rhythmus aus Druck, Pochen und Entladung gefangen hält, den ich nicht steuern oder abstellen kann.
Viele stellen sich vor, es sei aufregend, jeden Tag und jede Stunde Lust zu spüren. Doch für mich ist es nicht romantisch oder prickelnd, sondern eine körperliche Realität, die alles bestimmt. Es beginnt morgens, noch bevor ich richtig wach bin: mein Unterleib pocht, zieht, fordert sofortige Entlastung. Und es endet nachts, kurz bevor ich die Augen schließe, wenn ich meinem Körper noch ein letztes Mal nachgebe, damit ich überhaupt einschlafen kann.
Wenn ich nicht auf meinen Körper höre, verändert sich sofort mein ganzer Zustand. Ich werde fahrig, unruhig, nervös. Mein Kopf kann sich nicht mehr konzentrieren, ich verliere den Faden, meine Gedanken driften immer wieder zurück zu diesem einen Punkt zwischen meinen Beinen. Ich könnte dann so tun, als würde ich „durchhalten“ – aber das würde bedeuten, dass ich mich quäle. Ein Orgasmus ist für mich deshalb keine Entscheidung, kein kleines Vergnügen nebenbei, sondern eine Notwendigkeit. So wie atmen, essen oder schlafen. Ohne ihn funktioniert mein Alltag nicht.
Das ist nicht nur meine persönliche Empfindung, kein hübsches Bild, das ich mir zurechtlege. Es ist medizinisch diagnostiziert. Ärzte und Psychologen haben bestätigt, dass ich unter Hypersexualität lebe. Und eine solche Diagnose wird nicht leichtfertig gestellt. Sie basiert auf ausführlichen Gesprächen, auf standardisierten Fragebögen, auf klaren Kriterien der Weltgesundheitsorganisation. Man prüft, ob das sexuelle Verlangen über mindestens sechs Monate anhält, ob es sich kontrollieren lässt, ob es den Alltag einschränkt und ob ein deutlicher innerer Druck entsteht. Erst wenn diese Punkte erfüllt sind, spricht man von Hypersexualität. Bei mir ist das eindeutig der Fall.
Medizinisch wird dieser Zustand als „Compulsive Sexual Behavior Disorder“ bezeichnet – eine Störung der Impulskontrolle. Betroffene erleben dauerhafte Erregung, ständige sexuelle Gedanken und den unbedingten Drang nach Entlastung. Das heißt nicht, dass sie alles nur genießen. Es bedeutet, dass ihr Körper ununterbrochen Spannung aufbaut, die sich entladen muss. Wenn man diesem Drang nicht nachgibt, folgen Symptome, die genauso real sind wie bei anderen Störungen: Unruhe, Schlafprobleme, Gereiztheit, manchmal sogar körperliche Stressreaktionen.
Ich spüre das jeden Tag. Ein Orgasmus wirkt wie ein Reset-Knopf. Für einen kurzen Moment werde ich ruhig. Mein Körper entspannt sich, mein Atem fließt, mein Kopf wird klar. Ich bin wieder ich selbst. Doch die Ruhe hält nie lange an. Kaum ist der Orgasmus vorbei, beginnt der Druck von vorne. Manchmal dauert es eine Stunde, manchmal nur Minuten. Aber ich weiß immer, dass die nächste Welle kommt.
So sieht mein Leben aus. Jeder Tag ist durchzogen von diesem Rhythmus aus Aufbau und Entladung, aus Spannung und Erfüllung, aus innerem Drang und äußerem Alltag. Ich gehe in die Uni, treffe Freunde, mache Sport, schreibe Texte – und unter allem bleibt dieses Pochen.
Viele Menschen hören „Hypersexualität“ und denken, es müsse aufregend sein, ein Leben voller Abenteuer, voller Männer, voller Geschichten. Für mich ist es Alltag. Intensiv, oft erfüllend, manchmal anstrengend, immer präsent. Und genau deshalb schreibe ich diesen Text. Weil ich zeigen will, dass Hypersexualität nicht nur ein Wort ist, nicht nur eine Pose, sondern eine Realität. Ein Zustand, der jeden einzelnen Tag bestimmt – vom Aufwachen bis zum Einschlafen.
Morgen
Wenn ich morgens die Augen öffne, ist das Erste, was ich spüre, nicht das Licht oder die Geräusche von draußen – es ist mein Körper. Noch bevor ich überhaupt richtig wach bin, noch bevor ich über den Tag nachdenke oder an die Uni, pulsiert es zwischen meinen Beinen. Es ist ein dumpfes, drängendes Pochen, wie ein kleiner Stromstoß, der sich von innen nach außen arbeitet. Ich könnte die Augen wieder schließen, mich umdrehen, versuchen, es zu ignorieren. Aber das funktioniert nie. Mein Körper lässt sich nicht überreden, nicht austricksen, nicht beruhigen. Er verlangt Entladung, und er bekommt sie.
Ich schiebe die Decke zur Seite, spüre die morgendliche Kühle auf meiner Haut. Meine Hand gleitet automatisch dorthin, wo das Pochen am stärksten ist. Die Wärme meiner Finger trifft auf die Wärme meines Körpers, und sofort zuckt mein Unterleib. Meine Möse ist so empfindlich, dass schon der kleinste Kontakt reicht, um die Lust zu verstärken. Ich streiche mit zwei Fingern über die Schamlippen, spüre die Feuchtigkeit, die längst da ist, obwohl ich gerade erst die Augen geöffnet habe.
Es geht schnell, fast gierig. Ich bewege die Finger kaum, und doch schießt die Erregung durch mich hindurch. Meine Bauchmuskeln ziehen sich zusammen, mein Atem stockt, meine Oberschenkel beginnen zu zittern. Ich presse die Lippen aufeinander, damit ich nicht stöhne, während der erste Orgasmus mich durchschüttelt. Für ein paar Sekunden bin ich nichts als Körper, alles andere verblasst. Dann sacke ich zurück ins Kissen, atme tief durch.
Doch die Ruhe hält nicht. Es ist, als hätte der Orgasmus das Pochen nicht gestillt, sondern geweckt. Ich bleibe liegen, atme, und schon baut sich der Druck wieder auf. Meine Hand ist noch immer zwischen meinen Beinen, meine Finger feucht von mir selbst. Ich lecke sie ab, schmecke mich, und dieses Schmecken ist, als würde mein Körper sich selbst bestätigen: Ja, du musst weitermachen.
Also tue ich es. Ich lege zwei Finger tiefer hinein, spüre, wie mein Körper sie sofort umschließt. Ich bewege sie langsam, dann schneller, und wieder spannt sich mein Bauch an. Mein Atem beschleunigt sich, mein Herz klopft, und bevor ich überhaupt richtig darüber nachdenken kann, reißt mich der zweite Orgasmus mit. Dieses Mal stärker, intensiver, als hätte mein Körper in den ersten nur kurz getestet, wie weit er gehen kann. Ich winde mich im Bett, krümme die Zehen, presse mich gegen meine eigene Hand, bis es nachlässt.
Ich bleibe liegen, die Beine gespreizt, das Herz rast. Ein kurzer Moment der Erschöpfung, dann wieder dieses Ziehen. Ich fluche leise in mich hinein, weil ich weiß: Es ist noch nicht vorbei. Also richte ich mich auf, lehne mich halb sitzend ins Kopfteil und spiele weiter. Meine Finger sind nass, meine Möse pulsiert. Ich reibe über meine Klitoris, kreise, drücke fester. Es ist fast schmerzhaft empfindlich, aber ich brauche genau das. Der dritte Orgasmus kommt wie ein Schlag, mein Bauch zieht sich krampfhaft zusammen, meine Brust hebt und senkt sich stoßweise, während ich die Augen fest schließe.
Drei Orgasmen, und es ist noch nicht einmal halb sieben. Ich wische mir die Stirn, gehe ins Bad. Das nächste Bedürfnis ist banal – pinkeln. Danach dusche ich, heißes Wasser auf heißem Körper, doch selbst unter dem Strahl spüre ich das Pochen wieder. Es ist wie ein Hintergrundgeräusch, das nie verschwindet. Ich putze die Zähne, sehe mein eigenes Gesicht im Spiegel: rote Wangen, glänzende Augen, Lippen leicht geöffnet. Ich sehe nicht aus wie jemand, der gerade erst aufgestanden ist. Ich sehe aus wie jemand, der schon mitten im Tag steckt.
In der Küche versuche ich, ein kleines Frühstück zu essen. Ein Stück Brot, ein paar Bissen Obst. Doch mein Körper denkt nicht ans Essen. Ich sitze auf dem Stuhl, die Tischkante direkt an meinem Oberschenkel, und schon kommt die nächste Welle. Ich reibe mich dagegen, unauffällig, aber bestimmt. Mein ganzer Unterleib zieht sich zusammen, während ich kaue, als könnte ich beide Bedürfnisse gleichzeitig erfüllen. Ich drücke fester, spüre das Holz durch den dünnen Stoff meiner Shorts, und der Orgasmus rollt durch mich. Kurz, heftig, ein Stoß mitten beim Frühstück. Ich atme tief durch, lege das Brot zur Seite. Es ist sinnlos, so zu tun, als könnte ich einfach „normal“ essen.
Ich ziehe mich an: Jeansshorts, ein enges Top, meine Tasche für die Uni. Draußen wartet mein Fahrrad. Schon beim Aufsteigen drückt der Sattel hart gegen meine Möse. Mit jedem Tritt verstärkt sich das Gefühl. Es ist eine Folter und ein Genuss zugleich. Ich fahre, spüre, wie das Pochen im Rhythmus meiner Beine anschwillt. Ich presse mich unwillkürlich tiefer in den Sattel, als könnte ich mich selbst ficken, während ich durch die Straßen trete.
Als ich die Uni erreiche, zittere ich fast. Ich schließe mein Rad ab, gehe schnellen Schrittes ins Gebäude, direkt auf die Toiletten. Ich sperre mich ein, lehne mich an die Wand, ziehe die Shorts ein Stück herunter, und meine Finger finden sofort ihren Platz. Es ist, als hätte mein Körper schon die ganze Fahrt darauf gewartet. Ein paar schnelle Bewegungen, ein kurzes Reiben, und der Orgasmus bricht heraus. Heftig, fast verzweifelt, als müsste mein Körper all das nachholen, was er unterwegs angestaut hat. Es ist gerade acht Uhr, und ich habe den vierten Orgasmus.
Ich richte mich, wasche die Hände, sehe wieder in den Spiegel. Niemand außer mir weiß, was gerade geschehen ist. Und doch gehe ich in die Vorlesung, setze mich, tue so, als wäre alles normal. Nur mein Körper weiß es besser – er pocht, er lebt, er fordert. Und ich weiß: Das war erst der Anfang.
Mittag & Nachmittag
Die erste Vorlesung zieht sich endlos. Die Stimme des Dozenten klingt monoton, er redet über Algorithmen und Systeme, doch ich sitze da und spüre nur meinen Körper. Meine Kommilitonen wirken konzentriert, sie schreiben mit, nicken, stellen Fragen. Ich hingegen nicke auch, lächle hier und da, als wäre alles normal. Aber unter dem Tisch presse ich die Schenkel aneinander, weil meine Möse unruhig zuckt. Es ist wie ein heimlicher Stromschlag, der in unregelmäßigen Abständen durch meinen Unterleib fährt.
Ich zwinge mich, ruhig zu bleiben. Ich will nicht ständig aufspringen, nicht schon wieder zur Toilette gehen, während die anderen alles mitbekommen. Also sitze ich still, atme tiefer, versuche, den Druck auszuhalten. Ich spüre, wie sich Schweiß in meiner Armbeuge sammelt, wie meine Lippen trocken werden. Mein Körper schreit, aber ich halte durch. Bis zur Pause.
Als endlich die Pause angesagt wird, stehe ich so abrupt auf, dass mir schwindlig wird. Ich lächle meinen Nachbarn kurz zu, als hätte ich es eilig, zur Mensa zu gehen. Doch in Wahrheit laufe ich direkt auf die Toiletten zu. Die Kabine schließt sich hinter mir, und ich lehne mich an die Wand, atme erst tief aus. Mein ganzer Körper brennt. Ich schiebe meine Shorts und den Slip zur Seite, führe die Finger zwischen meine Beine, und es ist sofort so nass, dass ich kaum greifen kann. Ich reibe, schnell, ohne Umschweife. Die Erregung entlädt sich wie ein Donnerschlag.
Ich presse die Lippen aufeinander, um nicht laut zu werden, während mein Bauch sich anspannt und meine Beine zu zittern beginnen. Der Orgasmus rauscht durch mich, so schnell und heftig, dass ich kaum Zeit habe, ihn zu spüren. Es ist der fünfte des Tages. Ich richte mich wieder, wische meine Finger ab, sehe in den Spiegel. Meine Wangen sind rot, meine Augen glänzen, als hätte ich Fieber. Niemand wird fragen, niemand ahnt es. Ich streiche mir die Haare zurück und gehe hinaus, als wäre nichts geschehen.
Die zweite Hälfte des Vormittags fühlt sich etwas leichter an. Für eine Weile bin ich ruhiger, kann dem Dozenten folgen, kann mitschreiben. Doch der Effekt hält nicht lange. Gegen Ende der Vorlesung zuckt es wieder. Ein leiser, unbarmherziger Hinweis meines Körpers: Bald wieder.
Mittags sitze ich mit zwei Kommilitonen in der Mensa. Wir reden über Noten, über Projekte, lachen über eine Anekdote. Ich lache mit, doch unter dem Tisch streife ich mir über den Oberschenkel, ganz beiläufig, nah an der Stelle, die mich zieht. Es ist ein gefährliches Spiel. Jeder Blick könnte mich verraten, jeder Laut könnte zu viel sein. Ich zwinge mich, aufzuhören, schiebe das Tablett weg, verabschiede mich mit einer Ausrede.
Statt in die Mensa-Toilette gehe ich direkt zurück ins Gebäude, wieder in eine Kabine. Dort hole ich mir meinen sechsten Orgasmus. Diesmal langsamer, tiefer, fast ein wenig zärtlich. Ich kreise mit den Fingern, spüre, wie sich mein ganzer Körper öffnet. Meine Oberschenkel beben, mein Atem flattert. Ich halte den Höhepunkt so lange wie möglich, bevor er mich durchschüttelt. Als es vorbei ist, sinke ich an die Wand, spüre die Hitze, die in mir nachglüht. Es dauert eine Weile, bis ich mich wieder sammeln kann.
Der Nachmittag zieht sich dahin. Noch eine Vorlesung, Gruppenarbeit, Gespräche auf den Fluren. Ich lächle, rede, wirke ganz normal. Doch der Rhythmus darunter bleibt. Immer wieder kleine Wellen, kleine Zuckungen, als wollte mein Körper mich daran erinnern, dass er das Kommando hat. Ich halte durch, schaffe es bis zum Ende der Uni, ohne nachzugeben. Doch als ich endlich auf dem Fahrrad sitze, weiß ich, dass ich es nicht mehr lange aushalte.
Die Heimfahrt wird zur Qual. Der Weg nach Hause ist bergauf, meine Oberschenkel brennen von der Anstrengung. Der Sattel drückt unbarmherzig genau dort, wo ich am empfindlichsten bin. Mit jedem Tritt spannt sich mein Bauch fester an, mein Atem wird stoßweise, nicht nur von der Anstrengung, sondern auch von der Lust. Ich spüre, wie ich kurz davor bin, einfach auf dem Rad zu kommen, mitten im Verkehr, zwischen Autos, Fußgängern, Ampeln. Ich presse die Zähne zusammen, fahre schneller, als könnte ich mich davon ablenken. Aber mein Körper macht keine Kompromisse.
Als ich endlich zu Hause ankomme, zittere ich. Ich werfe die Tasche in die Ecke, reiße mir die Shorts herunter und stürze mich aufs Bett. Der Bettpfosten steht da wie ein Versprechen. Ich drücke mich dagegen, reibe mich daran, schiebe ihn ein Stück hinein, spüre das harte Holz gegen meine Haut. Ich bewege mich auf und ab, immer schneller, bis mein Körper explodiert. Der Orgasmus ist heftig, lang, wie eine Welle, die mich überrollt. Meine Finger krallen sich ins Bettlaken, mein Bauch zieht sich krampfhaft zusammen, meine Beine zittern. Ich lasse los, völlig ausgeliefert an meinen eigenen Körper.
Danach liege ich still, schweißnass, keuchend, aber zufrieden. Für ein paar Minuten. Dann dusche ich, kaltes Wasser, heißer Körper. Ich esse etwas, nur damit mein Kreislauf stabil bleibt. Und dann spüre ich es schon wieder. Die nächste Welle baut sich auf.
Also ziehe ich meine Leggings an, dazu Sportschuhe und ein kurzes Top. Joggen ist mein Ausgleich. Es ist nicht nur Sport – es ist mein Ventil. Mein Körper verlangt ständige Entladung, und das Laufen gibt mir die Illusion, als könnte ich diese Energie kanalisieren. Ich laufe in den Bergwerkswald, spüre den Boden unter meinen Füßen, meinen Atem, meine Muskeln.
Doch auch hier ist mein Körper mein Begleiter, unerbittlich. Mit jedem Schritt zieht die Leggings fester über meine Möse, reibt der Stoff an meinen Schamlippen. Das Pochen passt sich meinem Laufrhythmus an, schneller, tiefer. Ich laufe weiter, bis ich merke, dass ich nicht mehr an mich halten kann. Auf einer kleinen Lichtung steht eine Holzbank. Ich sehe mich um – niemand ist da.
Ich stelle einen Fuß auf die Sitzfläche, drücke mein Becken gegen die Kante. Das Holz ist hart, rau, unerbittlich. Ich bewege mich vor und zurück, langsam zuerst, dann schneller. Mein Atem beschleunigt sich, mein Bauch spannt sich an, mein Körper übernimmt die Kontrolle. Der Orgasmus schießt durch mich, heftig, unkontrolliert. Meine Hände klammern sich an die Lehne, meine Beine zittern, mein Bauch zieht sich krampfhaft zusammen. Ich beiße mir auf die Lippe, um keinen Laut von mir zu geben, während ich beben muss.
Danach sitze ich still, mein Herz rast, Schweiß läuft mir über den Rücken. Ich atme tief durch, ziehe die Leggings glatt, stehe auf und laufe weiter. Für die anderen sehe ich aus wie eine ganz normale Joggerin. Nur ich weiß, dass mein Körper gerade wieder die Kontrolle übernommen hat.
Als ich zu Hause ankomme, bin ich erschöpft. Ich dusche noch einmal, lasse das Wasser über meine heißen Muskeln laufen, spüre die Nachbeben des Orgasmus. Es ist später Nachmittag, und ich habe längst aufgehört zu zählen. Doch mein Körper hat nicht aufgehört, zu fordern.
Abend
Nach dem Joggen und der Dusche bin ich für einen Moment ruhig. Mein Körper fühlt sich erschöpft an, die Muskeln sind schwer, die Haut ist warm vom Wasser, und ich lehne mich an die Wand in meinem Zimmer, als könnte ich diesen Frieden festhalten. Aber es ist nur eine Pause. Ich weiß, dass mein Körper bald wieder sprechen wird – er schweigt nie lange.
Ich setze mich an den Schreibtisch, öffne den Laptop, sehe auf die Uhr. Es ist gegen sieben. Ich scrolle durch Nachrichten, beantworte Mails, sehe nach, was meine Kommilitonen in den Uni-Gruppen schreiben. Doch nebenbei wandert mein Blick zum Handy. Dort liegen meine Kontakte, geordnet, klar. Zwei oder drei Männer, auf die ich mich verlassen kann. Männer, die wissen, wie ich funktioniere. Die keine langen Fragen stellen, keine Umwege gehen. Meine Stammficker.
Ich schreibe einem von ihnen eine kurze Nachricht. Kein langes Gerede, nur ein Satz, eine Einladung. Er antwortet fast sofort. „Bin gleich da.“ Eine halbe Stunde später klingelt es an der Tür. Ich öffne, er tritt ein, und wir verschwenden keine Zeit.
Wir reden kaum. Es ist nicht nötig. Er zieht mich aus, drückt mich gegen die Wand, und schon ist er in mir. Mein Körper öffnet sich sofort, meine Möse saugt sich um ihn, als hätte sie nur auf diesen Moment gewartet. Ich stöhne, halte mich an seiner Schulter fest, während er mich hart fickt. Jeder Stoß trifft mich tief, jeder Stoß verstärkt das Pochen, das mich seit dem Morgen begleitet. Ich komme schnell, heftig, zucke gegen ihn, doch er hört nicht auf. Noch einmal, und noch einmal. Ich verliere das Zählen, während mein Körper sich anspannt, krampft, entlädt.
Als er fertig ist, zieht er sich zurück, küsst mich flüchtig, zieht sich an. Keine langen Worte. Er weiß, dass ich zufrieden bin. Ich auch. Er geht, und die Tür fällt ins Schloss. Für einen Moment lehne ich mich dagegen, atme schwer, mein Körper noch nachbebend.
Aber es reicht nicht. Kaum habe ich mich gesammelt, greife ich wieder zum Handy. Ich schreibe dem nächsten. Auch er braucht nicht lange. Eine Dreiviertelstunde später steht er in meiner Tür. Wieder keine langen Gespräche. Wir verschwenden keine Zeit.
Diesmal gehen wir ins Schlafzimmer. Ich werfe mich aufs Bett, er kniet sich zwischen meine Beine, und mein Körper öffnet sich sofort. Wieder diese Gier, wieder dieses Pochen, wieder diese unaufhaltsame Welle. Er stößt tief in mich, ich krümme mich, halte mich an den Laken fest. Der Orgasmus kommt so heftig, dass mir schwarz vor Augen wird. Doch ich halte durch, nehme jeden Stoß, bis er selbst kommt.
Er bleibt kurz liegen, atmet schwer, steht dann auf und geht. Die Tür fällt ins Schloss, und ich liege still, mein Körper nass, verschwitzt, pulsierend. Zwei Männer, zwei Begegnungen, zwei Entladungen – und doch weiß ich: Der Tag ist noch nicht vorbei.
Ich dusche wieder, stehe lange unter dem heißen Strahl, lasse das Wasser über meinen Bauch und meine Schenkel laufen. Ich spüre, wie meine Muskeln müde werden, wie meine Haut brennt von der Reibung, von den Berührungen, von der ständigen Anspannung. Doch unter der Oberfläche bleibt der Rhythmus. Pochen. Ziehen. Ein Flüstern, das mich erinnert: Ich bin noch nicht fertig mit dir.
Später am Abend sitze ich wieder am Schreibtisch. Der Laptop ist aufgeklappt, mein Roman wartet. Ich tippe ein paar Sätze, korrigiere, lösche, schreibe weiter. Doch schon nach kurzer Zeit verliere ich den Faden. Mein Körper meldet sich wieder, stärker, dringlicher. Ich streiche mir über den Bauch, lasse die Hand tiefer gleiten. Ich masturbiere direkt am Schreibtisch, zwischen Notizen und Tastatur, als wäre es das Normalste der Welt. Ich brauche den Orgasmus, um weiterarbeiten zu können. Und tatsächlich: Nach der Entladung bin ich klarer, konzentrierter, die Worte fließen wieder.
Gegen Mitternacht gehe ich ins Bett. Ich lege mich auf die Seite, ziehe die Beine an, spüre die Decke über meiner nackten Haut. Ich will schlafen, doch mein Körper will noch einmal. Also gebe ich nach. Ich streiche über meine Möse, spiele mit meiner Klitoris, bis der Orgasmus mich ein letztes Mal durchschüttelt. Mein Bauch zieht sich zusammen, meine Oberschenkel zittern, und ich presse das Gesicht ins Kissen, um keinen Laut von mir zu geben.
Erst dann, nach dieser letzten Entladung, kann ich die Augen schließen. Mein Körper ist ruhig, erschöpft, für ein paar Stunden still. So endet mein Tag – mit demselben Rhythmus, mit dem er begonnen hat: Spannung, Entladung, Ruhe. Ein kurzer Schlaf. Und dann beginnt alles von vorne.
Reflexion
Wenn ich am Ende des Tages im Bett liege, frage ich mich manchmal: Wie viele Orgasmen waren es eigentlich? Während des Tages zähle ich nicht. Ich funktioniere einfach, ich gebe nach, ich lasse meinen Körper sprechen. Erst später, wenn alles ruhig ist, wenn mein Atem gleichmäßig wird, denke ich zurück. Und dann wird mir bewusst, wie viel in so wenigen Stunden geschehen ist.
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Morgens: drei Orgasmen, noch bevor ich die Wohnung verlassen habe.
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In der Uni: zwei weitere, beide heimlich auf der Toilette.
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Nachmittags: einer am Bettpfosten zu Hause, einer im Wald an der Bank.
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Abends: mindestens zwei mit meinen Stammfickern, manchmal sind es auch drei.
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Nachts: einer am Schreibtisch, einer im Bett vor dem Einschlafen.
An diesem einen Tag also: zwölf Orgasmen. Zwölf Mal dasselbe Muster: Druck, Pochen, Ziehen – und dann die Entladung, die mich für einen Moment still macht. Zwölf Mal eine Notwendigkeit, kein Luxus. Zwölf Mal die einzige Möglichkeit, meinen Alltag überhaupt durchzuhalten.
Viele Menschen hören von Hypersexualität und denken, es müsse aufregend sein, wie ein ewiges Abenteuer. Für mich ist es Alltag. Ja, es gibt Momente der Lust, der Befriedigung, der Nähe – aber es gibt auch Erschöpfung, Müdigkeit, das Gefühl, von meinem eigenen Körper getrieben zu sein. Ich kann mir mein Leben ohne diese Spannung nicht vorstellen, und gleichzeitig weiß ich, dass ich ohne sie ruhiger, vielleicht einfacher wäre. Doch das ist keine Wahl.
Ich habe gelernt, mit dieser Realität zu leben. Ich organisiere meinen Tag um meine Orgasmen herum, so wie andere ihre Mahlzeiten oder ihre Termine planen. Ich weiß, dass ich nach dem Aufstehen, vor der Uni, in Pausen, nach dem Sport und abends nachgeben muss. Ich weiß, dass ich immer wieder Wege finden muss, unauffällig zu sein, zu verschwinden, eine Tür zu schließen. Es ist kein Spiel, kein kokettes Doppelleben. Es ist schlicht mein Körper, der mich zwingt.
Und genau deshalb schreibe ich darüber. Damit sichtbar wird, dass Hypersexualität nicht nur ein Schlagwort ist. Nicht nur eine Pose. Sondern eine Realität, die so tief in mein Leben eingreift wie kaum etwas anderes.
Ein Tag in meinem Leben bedeutet: zwölf Orgasmen. Ein Tag bedeutet: ständiger Druck, ständige Entlastung, ständige Wachsamkeit. Ein Tag bedeutet: die Kunst, normal zu wirken, während mein Körper nie still ist.
Und morgen, wenn ich aufwache, beginnt alles wieder von vorn.
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